Es dauerte immerhin bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, bis der allzu lang umstrittene italienische Maler Caravaggio (1571-1610) endlich wiederentdeckt wurde. Weil dieser Künstler den Realismus bevorzugte, gab er den Heiligen ihre Menschlichkeit zurück und verstieß damit gegen Konventionen. Die Sinnlichkeit, mit der er die Heiligen umgibt, geht weit über deren Verehrung hinaus. Sie öffnet sich einer zweideutigen Erotik, die ihm den Zorn der Kirche einbrachte. Dieser erstaunliche, heftige Maler des Zwielichts stellt sein exzessives Leben und seine Schamlosigkeit nüchtern zur Schau. Mit seiner Erfindung der Hell-Dunkel-Malerei prägte er die Geschichte der Kunst mit seiner blutigen Marke.Félix Witting (Professor der Kunstgeschichte) und Patrizi (Doktor der Psychologie) werfen durch die Konfrontation ihrer beiden wissenschaftlichen Ansätze ein völlig neues Licht auf das uvre dieses Malers, das wohl nicht besser als von diesen beiden großen Spezialisten zum Leuchten gebracht werden konnte.